Donata Riedel, Benjamin Wagener, Simon Book (nicht im Bild): Den Gewinnern des Hessischen Journalistenpreises 2015 gelingt es, eine wenig beachtete Facette des Flüchtlingsthemas pointiert und informativ zu vermitteln. Eine ausführliche Recherche bildet die Basis dieses auch sprachlich überaus gelungenen Beitrags. Die Autoren zeigen, dass sich mit einer guten Idee und einer geistreichen Umsetzung Themen auch dann hervorragend darstellen lassen, wenn sie in vielen Medien scheinbar erschöpfend behandelt wurden.
Mariana Friedrich: Komplexe Themen anschaulich zu vermitteln und junge Leser für Qualitätsjournalismus und das Lesen von Printmedien zu begeistern, ist eine hohe Kunst. Mariana Friedrich gelingt mit ihrem Beitrag im Magazin move36 – zusammen mit den Gestaltern der drei Doppelseiten – genau dies. Zahlreiche Fakten und Stellungnahmen werden zu einem lesenswerten Ganzen zusammengefügt, das den Menschen stets im Blick behält.
Ursula Mayer: Der Radiojournalistin gelingt es in ihrem Hörfunkbeitrag, vor allem durch die klug gewählten O-Töne, die Hörer an das sensible Thema heranzuführen. Die emotionale Seite wird in herausragender Weise mit Informationen und Fakten so angereichert, dass eine Einordnung bestmöglich stattfinden kann. Den Spagat zwischen nachvollziehbarer Nähe und professioneller Distanz, die ein solches Sujet erfordert, meistert sie mit Bravour.
Gemeinschaftsarbeit der Redakteure und Volontäre des Wiesbadener Kuriers: Mutig und vorausschauend war die Entscheidung der Chefredaktion des Wiesbadener Kuriers, die Weihnachtsausgabe dem Thema Flucht und Vertreibung in all seinen Facetten zu widmen. Das Resultat ist die so informative wie berührende Ausgabe einer regionalen Tageszeitung, in der Volontäre und Redakteure gemeinsam an einem übergreifenden Thema gearbeitet haben. Der Sonderpreis gebührt allen Beteiligten für die Idee, die journalistische Umsetzung und nicht zuletzt die überaus gelungene Gestaltung.
Mona Jaeger: Auf hohem sprachlichen Niveau erzählt die Autorin, wie sich die öffentliche Meinung in Bad Soden über ein geplantes Flüchtlingsheim gewandelt hat. Detailliert werden die Entwicklungen im Denken und Handeln der Menschen vor Ort geschildert, und der Leser kann nachvollziehen, welche Dynamik in einer Kommune entstehen kann, wenn sich Veränderungen in der Stadtstruktur ergeben.
Werner Holzer ist eine Koryphäe des hessischen und bundesweiten Journalismus. In seiner Zeit als Chefredakteur der Frankfurter Rundschau zwischen 1973 und 1991 hat er die bewegenden Ereignisse zwischen RAF-Terror und Wiedervereinigung als Journalist begleitet und die Geschicke einer der großen meinungsbildenden Tageszeitungen in Deutschland gelenkt.
Seine Karriere begann Werner Holzer beim Mannheimer Morgen, bevor er in München bei der Süddeutschen Zeitung und der Abendzeitung tätig wurde und 1953 zur Frankfurter Rundschau wechselte. Hier entfaltete sich sein ganzer Pioniergeist: 1964 wurde er freier Korrespondent. Die Berichterstattung aus der Dritten Welt und den USA blieb auch in seiner Zeit als Chefredakteur ein Schwerpunkt seiner journalistischen Arbeit und machte Werner Holzer über die FR hinaus zu einem hochkompetenten und gefragten Gesprächspartner. Sein mehrfach ausgezeichnetes Werk als Autor und Essayist zeugt von seinem außenpolitischen Sachverstand. Auch als Moderator von TV-Formaten konnte er reüssieren.
Für seine Verdienste erhält Werner Holzer den Ehrenpreis des Hessischen Journalistenpreises – weil er seit Jahrzehnten wie kaum ein Zweiter für herausragenden Qualitätsjournalismus bürgt und vor diesem Hintergrund dem publizistischen Nachwuchs ein wegweisendes Vorbild ist.