Anna-Sophia Lang: Die Autorin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung weist in ebenso deutlicher wie überzeugender Weise auf die Lage von Richterinnen und Richtern, Wachtmeisterinnen und Wachtmeistern sowie Anwältinnen und Anwälten in der Pandemie hin. Ihr Befund gipfelt in dem Satz: „Die Justiz wurde einfach übersehen.“ Während andere Berufsgruppen ihrem Gefährdungsgrad entsprechend beim Impfen prioritär behandelt wurden, hat man jene vergessen, die für das Funktionieren des Rechtsstaates unabdingbar sind.
Anna-Sophia Lang hat in ihrem Beitrag das „Wächteramt“ des Journalismus hervorragend wahrgenommen. Sie belässt es nicht bei abstrakten Klagen und der Aufzählung von Missständen. Vielmehr gelingt es ihr auch, etwa in der eindringlichen Schilderung des Berufsalltages einer Richterin in Rufbereitschaft, über die mühevollen und aufreibenden Aspekte eines demokratischen Justizwesens aufzuklären. Eine imponierende Balance von Empathie und Recherche, die verdient mit dem 1. Platz im Wettbewerb um den Hessischen Journalistenpreis 2021 geehrt wird.
Peter Hanack und Team: Unter der Leitung von Peter Hanack der Frankfurter Rundschau formulierten Redaktionsmitglieder, Gastautorinnen und -autoren sowie Praktikantinnen und Praktikanten insgesamt neun Doppelseiten mit dem Ziel, „ein Bild davon zu gewinnen, wie sich die Wirklichkeit und unser aller Leben durch Corona verändern“.
Dieses Bild wurde sowohl mit formalen Mitteln – von Bildern über die Vielfalt der journalistischen Formen bis zu unterschiedlichen Perspektiven – als auch inhaltlich in hervorragender Weise gestaltet. Entstanden ist das vielstimmige, gut lesbare profunde Porträt einer Pandemie, die tiefgreifende Veränderungen aller Lebensbereiche mit sich bringt. Zum gelungenen Ergebnis gratuliert die Jury des Hessischen Journalistenpreises und zeichnet Peter Hanack und sein Team mit dem 2. Platz aus.
Petra Boberg und Christine Rütten: Besonders überzeugt hat die Jury das Material, das von Schülerinnen und Schülern aus ganz Hessen mit Smartphones selbst gefilmt worden war – ebenso wie die gelungene Kombination aus digitalen und analogen Ausspielwegen. Auf diese Weise konnten die Jugendlichen aus der passiven Rolle, den angeordneten Coronamaßregeln nur zu folgen, heraustreten, um frei und authentisch ihre Lage zu schildern. Mit großer Frequenz: Produziert für die ARD Mediathek erhielt die Serie zusätzliche Aufmerksamkeit durch Berichte in den Radiowellen des hr, im hr-fernsehen und auf den Social-Media-Kanälen.
Entstanden ist nicht nur ein einmaliges zeithistorisches Dokument; es wurde auch ein wertvoller Lernprozess in Gang gesetzt: Die Jugendlichen erhielten unterschiedliche Einblicke in das journalistische Handwerk und in die Realität der Medien. Die Jury des Hessischen Journalistenpreises gratuliert den Autorinnen ganz herzlich zu dieser besonderen Leistung und einem verdienten 3. Platz.
Hans Sarkowicz hat nachhaltig dazu beigetragen, dass der Hörfunk auch 100 Jahre nach seiner Erfindung eines der am meisten genutzten und geschätzten Medien ist. Dem Hessischen Rundfunk gehörte der gebürtige Hesse von 1979 bis 2021 an. Nach dem Volontariat im Hörfunk wurde er bald einer der prägenden Mitarbeitenden des Kulturprogramms. Zuletzt war er als Programmleiter von hr2-kultur Garant für die hohe Qualität und die bewährte Kontinuität dieser ebenso angesehenen wie beliebten öffentlich-rechtlichen Sparte.
Neben seiner beispiellosen Produktivität in allen Formen der Berichterstattung gab Hans Sarkowicz der Radiokunst zahlreiche Impulse. Viele Hörspiele und profunde Dokumentationen wurden mit den wichtigsten Medienpreisen ausgezeichnet. Bei der Popularisierung des Hörbuchs in der Bundesrepublik spielte er eine führende Rolle. Und auch als inspirierender Erfinder von Projekten wie dem
Literaturland Hessen, der Hörbuchbestenliste und der Stiftung Zuhören trat er hervor.
Für seine weit über das gewohnte Maß hinausreichende Arbeit wurde Hans Sarkowicz bereits mit dem Hessischen Verdienstorden und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Wir freuen uns, mit dem Ehrenpreis des Hessischen Journalistenpreises ebenfalls unsere Anerkennung und Wertschätzung seiner Verdienste zum Ausdruck zu bringen.